Weil hinter den Zahlen Menschen stecken

Die Diakonie Wuppertal verabschiedete am Freitag ihre Geschäftsführerin Cornelia-Maria Schott in den Ruhestand. Fast 30 Jahre lang hat sie die Altenhilfe in Wuppertal mitgeprägt und mitentwickelt. Die große Diakonie-Familie bescherte ihr ein emotionales „Salut!“.

Cornelia-Maria Schott sitzt in einem brombeerfarbenen Sessel. Die Geschäftsführerin der Diakonie und der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal (DAW) hat es sich bequem gemacht und sie lauscht. Sie hört zu, wie Diakoniedirektorin Dr. Sabine Federmann daran erinnert, wie die Altenhilfe in Wuppertal in den vergangenen Jahren groß und stark wurde – mit einer Kapitänin am Steuer, die das Schiff auch sicher durch Winde und Stürme steuerte. Sie lauscht den Worten von Katharina Ruth vom Hospizdienst genauso wie den Erinnerungen des Aufsichtsratsvorsitzenden der Diakonie Wuppertal Dr. Hans-Willi Kling. Und sie kommt in Bewegung, als sich ihre Mitarbeitenden musikalisch und mit einer Quizshow verabschiedeten.

Cornelia-Maria Schott hört zu, lacht und kämpft wohl auch das ein oder andere Mal mit den Tränen. Nach fast 30 Jahren, in denen sie sich für die Altenhilfe eingesetzt hat, geht sie in den Ruhestand – die Frau der Zahlen und Netzwerke, der Fusionen und Bauprojekte, die Macherin. Und sie hat sich nicht umsonst die Räume der Diakonie Akademie ausgesucht, in der mit vielen Erinnerungen, gutem Essen und Melodien ihr Abschied gefeiert wird. „Das ist einer dieser Orte, an dem wir die Zukunft in die Hand genommen haben“, sagt Cornelia-Maria Schott. Große Baupläne, hohe Investitionen: Das habe ihr nie schlaflose Nächte bereitet – nicht als die ersten Zusammenlegungen von Häusern anstanden, dann große Sanierungsprojekte und schließlich Fusionen verschiedener Träger, die sich unter dem Dach der Diakonischen Altenhilfe zusammenfanden. 

Bevor sie zur Diakonie kam, hatte sie für die Industrie gearbeitet und war dann in die Familiengründung eingestiegen. Die Rückkehr in den Beruf hatte sie 1996 zur Evangelischen Altenhilfe Wichlinghausen geführt. „Das war die Zeit, als es in der Altenhilfe einen großen Aufbruch gab“, erinnert sie sich. Gerade war die Pflegeversicherung eingeführt worden und Altenhilfe bedeutete plötzlich eine große wirtschaftliche Verantwortung. Genau in diesem Moment kam Cornelia-Maria Schott ins Spiel. „Ich hatte nie Angst vor Veränderung, ich habe immer die Chancen gesehen“, sagt sie. Heute gehören zur DAW acht stationäre Einrichtungen, mehr als 1000 Mitarbeitende, ein Jahresumsatz von etwa 80 Millionen Euro, Hospiz- und Palliativarbeit, die mobile Pflege und 299 Auszubildende in der Diakonie Akademie. „Hinter jeder dieser Zahlen steckt ein Mensch, steckt eine Geschichte“, wird Cornelia-Maria Schott nicht müde, zu betonen. Das trieb sie an – seit 2016 als Geschäftsführerin der DAW und seit 2017 auch als Geschäftsführerin der Diakonie Wuppertal.

Nur einmal sorgte ihre Arbeit doch für Schlaflosigkeit. „Corona“, erinnert sie. Das sei eine riesige Herausforderung gewesen – Betretungsverbote in den Einrichtungen, kurzfristige Verordnungen, fehlende Schutzmaterialien. Damals traf sie eine Entscheidung: Sie machte es den Mitarbeitenden des Hospizdienstes möglich, die Alteneinrichtungen zu besuchen – anders als in den meisten anderen Häusern. „Bei uns musste niemand alleine sterben“, sagt sie heute, „diese Entscheidung brauchte damals Mut. Aber ich fand, es war Zeit, um Haltung zu zeigen.“ 

Der Sturm der Pandemie ist verebbt. Aber Cornelia-Maria Schott weiß um die Unwetter, denen die Altenhilfe ausgesetzt ist: „Wir brauchen eine Entbürokratisierung“, fordert sie. Und auch der wirtschaftliche Druck mache ihr große Sorge, genauso wie der Fachkräftemangel. Diese Herausforderungen werden in der DAW nun andere angehen – wie ihre Geschäftsführungskollegin Manuela Duchon. Währenddessen wird Cornelia-Maria Schott erstmal die Zeit mit der Familie genießen, den Garten umbauen und auf Reisen gehen. 

Am Ende des festlichen Abschieds und großer Emotionen in der Diakonie Akademie richtet Cornelia-Maria Schott dann selbst das Wort an die Festgäste: „Was bleibt mir noch zu sagen? Bleibt so, wie ihr seid – engagiert, humorvoll und bereit, auch die größten Herausforderungen anzugehen. Macht weiter mit Herzblut!“

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Text: Theresa Demski

Foto: Bettina Oswald