„Sundowning“: Wenn die Sonne sinkt und die Unruhe steigt – Herr Abdi schenkt Nähe, wenn andere gehen

Heute, am Internationalen Tag der Pflegenden, rücken wir all jene in den Mittelpunkt, die mit Herz, Geduld und Hingabe tagtäglich für andere da sind. Pflege ist mehr als Versorgung – sie ist Zuwendung, Trost und Zeit schenken.

Ein Projekt der Dr. Hesslenberg-Stiftung in Kooperation mit der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal im Reformierten Gemeindestift Elberfeld.

Wenn der Tag sich dem Abend zuneigt, beginnt für manche Menschen ein besonderer Abschnitt – so auch im Reformierten Gemeindestift Elberfeld, wo Herr Abdi um 17 Uhr seinen Dienst beginnt. Herr Abdi ist gelernte Betreuungskraft und im Reformierten Gemeindestift mit besonderem Auftrag unterwegs: Er kümmert sich in den frühen Abendstunden speziell um Bewohnerinnen und Bewohner mit Demenz, bei denen es infolge der Demenz zum sogenannten Sundowning-Syndrom kommt.

Zum Sundowning-Syndrom

Das Sundowning-Syndrom ist ein bekanntes Phänomen, das im Zusammenhang mit einer Demenz auftreten kann. Unter Sundowning versteht man eine Verhaltensänderung, die am späteren Nachmittag bis in die Abendstunden andauert. Menschen mit Demenz werden angespannt, beginnen zu rufen und zu wandern. Sie werden von starker Ruhelosigkeit erfasst, haben den Wunsch, nach Hause zu wollen, und können nicht oder schlecht einschlafen.

Es gibt Tipps und Maßnahmen, um diesem Phänomen entgegenzuwirken. Abschaffen oder heilen kann man es nicht. Ein strukturierter Tagesablauf mit sinnvoller Beschäftigung ist hilfreich. Routineabläufe bieten Stabilität und Sicherheit und können helfen, Unruhe zu vermeiden. Dafür gibt es speziell ausgebildete Mitarbeitende, die tagsüber für Struktur und Beschäftigung sorgen. Oft bleibt die Unruhe am Abend bestehen. Was dann?

Einsatz einer geschulten Betreuungskraft

In diesen Stunden benötigen die Menschen vor allem eines: Beistand. Sie brauchen einen anderen Menschen, der da ist, der tröstet, mit dem die Unruhe gemeinsam ausgehalten werden kann, jemanden, der Zeit hat – unabhängig von Stellenschlüsseln und Aufgaben. Im Reformierten Gemeindestift ist dieser Mensch Herr Abdi. Er beginnt seinen Dienst um 17 Uhr, begleitet Bewohnerinnen und Bewohner durch das Abendessen hindurch bis zur Nachtruhe. Er hat einen Kurs als Betreuungskraft absolviert. Für ihn ist das Begleiten der Menschen eine Herzensaufgabe. Er ist da, wenn die Unruhe kommt. Seit Mai 2024 begleitet er die Bewohnerinnen und Bewohner, die den freundlichen jungen Mann kennen und seine Gesellschaft schätzen. Gespräche, kleine Spaziergänge oder gemeinsames stilles Verweilen geben Halt. Wichtig ist, in den Sundowning-Stunden nicht allein zu sein.

Förderung durch die Dr. Hesslenberg-Stiftung

Damit Herr Abdi außerhalb des üblichen, mit den Pflegekassen verhandelten Stellenschlüssels tätig werden kann und ausschließlich Zeit schenken darf, wird dieses Projekt durch die Dr. Hesslenberg-Stiftung gefördert. Ohne diese Förderung wäre die Finanzierung nicht möglich. Im Reformierten Gemeindestift sind weitere Betreuungskräfte im Einsatz, die für eine gute Tagesstruktur und sinnvolle Beschäftigung sorgen. Abends, wenn das Sundowning-Syndrom einsetzt und die meisten anderen Betreuungskräfte ihren Feierabend antreten, ist der Einsatz von Herrn Abdi besonders wertvoll. In diesen herausfordernden Stunden schenkt er den Bewohnerinnen und Bewohnern Zeit, Ruhe und menschliche Nähe, die über den Tag hinauswirken.

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Text und Foto: 
Diakonische Altenhilfe Wuppertal