Kitas öffnen wieder für alle Kinder

Am Montag werden die Kitas in NRW wieder für alle Kinder geöffnet. Damit kehrt ein Stück Normalität in das Leben von Familien zurück.

Am Montag werden die Kitas in NRW wieder für alle Kinder geöffnet. Damit kehrt ein Stück Normalität in das Leben von Familien zurück.

Mit der Öffnung der Kitas im „eingeschränkten Regelbetrieb“ treten aber auch einige Änderungen in Kraft. „Alle vorhergehenden Weisungen und Fachempfehlungen werden aufgehoben“, sagt Michael Neumann, Leiter des Stadtbetriebs Kindertagesstätten. Das bedeutet, dass Eltern, die bisher den Notdienst in Anspruch genommen haben, genauso behandelt werden wie alle anderen.

„Alle Stundenzahlen werden um zehn Stunden reduziert“, sagt Neumann. Wer also bisher 45 Stunden gebucht hatte, hat jetzt Anspruch auf 35 Stunden, bei 35 Stunden reduziert sich die wöchentliche Betreuungszeit auf 25 Stunden. „Der Grund ist, dass ein Teil des Personals nicht verfügbar sein wird, weil sie zur Risikogruppe gehören“, sagt Neumann. In den städtischen Kitas treffe das auf etwa ein Drittel des pädagogischen Personals zu. Aufgrund einer neuen Empfehlung des Robert-Koch-Instituts gilt die Einstufung aber nicht mehr uneingeschränkt. „Im Einzelfall muss ein ärztliches Attest vorgelegt werden“, sagt Neumann. Wenn eine Einrichtung an ihre Personalgrenze kommt, hat das Familienministerium NRW die Möglichkeit eingeräumt, den Elternanspruch zu mindern.

Konstante Gruppen

„Es wird aus mehreren Gründen eng“, sagt Marion Grünhage, Geschäftsführerin für evangelische Kindertagesstätten in Wuppertal. Zu den Risikogruppen komme hinzu, dass Kinder nur in konstanten Gruppen betreut werden dürfen und das immer von den gleichen Personen. So sollen Infektionsketten nachvollziehbar gemacht werden. „Wenn alle Erzieher gleichzeitig starten, ist es nicht mehr möglich, Gruppen zusammenzulegen“, sagt Grünhage. Die Betreuung in den sogenannten Randzeiten morgens und nachmittags falle weg. Das könne für Eltern schwierig werden, die bisher eine Notbetreuung für 45 Stunden hatten.

„Wir sind gerade dabei zu schauen, dass nicht alle Eltern gleichzeitig kommen“, sagt Kirsten Becker, Leiterin der städtischen Kita Ehrenhainstraße. In der Einrichtung werden 101 Kinder betreut. Zugleich will die Kita mit individuellen Lösungen berufstätigen Eltern helfen. „Einige Eltern brauchen eine Betreuung für sieben bis acht Stunden pro Tag, dafür an einem Tag aber nicht“, sagt Becker, die erwartet, dass die Rückkehr in die Kita Zeit brauchen wird. „Viele Kinder sind zwölf Wochen lang gar nicht hier gewesen. Die müssen wir wieder integrieren“, sagt sie. Die Bewegungsfreiheit für die sechs Gruppen der Kita Ehrenhainstraße gibt es schon seit Beginn der Coronakrise nicht mehr. Die Kinder müssen in ihrer Gruppe bleiben. Das Außengelände und der Bewegungsraum werden nur schichtweise genutzt. Auch die Toiletten sind nach Gruppen getrennt. Mit Ausflügen in den Wald versucht die Kita, die Situation zu entzerren. Die Eltern dürfen nur mit Maske die Einrichtung wieder betreten, aber nicht die Gruppenräume. Im Kontakt mit den Eltern tragen auch die Erzieher eine Maske, bei den Kindern aber nicht. „Die Gesichtsmimik ist für kleine Kinder sehr wichtig. Deshalb ist es besser ohne Maske“, sagt Kirsten Becker.

Bislang ist die Rolle von Kindern für das Infektionsgeschehen noch nicht vollständig geklärt. „Es gibt aber zahlreiche Beobachtungen aus der Praxis sowie Teilstudien, die nahelegen, dass Kitas und Schulen keine zentrale Rolle bei der Verbreitung spielen“, sagt Martin Künstler, Fachgruppenleiter Kinder und Familie beim Paritätischen Wohlfahrtsverband. Um gesicherte Erkenntnisse zu erlangen, startet parallel zur Öffnung der Kitas eine Studie des Universitätsklinikums Düsseldorf. Für diese werden mehr als 5000 Kinder und ihre Erzieherinnen vier Wochen lang mehrmals auf das Coronavirus getestet.

Text: Anke Strotmann, erschienen in der WZ-Ausgabe vom 08.06.20 / ör-tp

Foto: Archiv Kirchenkreis