Auf kleinen bunten Kacheln haben Kinder und Eltern gemalt, was ihnen die „Frühen Hilfen“ der Diakonie Wuppertal – Kinder, Jugend, Familie gGmbH bedeuten. Blumen, fröhliche Gesichter, Sonnen und Tiere schmücken die Kacheln, die in Beate Lampenscherfs Büro hängen. Die Bilder sind Ausdruck der Freude und Dankbarkeit, dass sie die ersten, herausfordernden Lebensjahre ihres Kindes mit Unterstützung des Teams der Frühen Hilfen bewältigen konnten.
„Die Unsicherheit in den Familien hat durch die Pandemie und das Kriegsgeschehen in Europa zugenommen“, beobachtet Bereichsleiterin Beate Lampenscherf. „Viele Familien machen sich zudem Sorgen, ob ihr Einkommen angesichts gestiegener Mieten und Inflation reicht. Zudem ist es deutlich schwieriger als früher, einen Kitaplatz zu finden. All das kann die Freude über die Geburt eines Kindes trüben.“
Gut aufgestellt mit multiprofessionellem Team
Seit 25 Jahren arbeitet die Psychologin schon bei der Diakonie Wuppertal. Sie leitet den Fachbereich Ambulante Jugendhilfe. Dazu gehören die Schwangerenberatung und das Hilfsangebot „Startklar“, das Familien mit Kindern von der Geburt bis zum dritten Geburtstag begleitet, sowie „Flex plus“, die sogenannten „Hilfen zur Erziehung“ in Kooperation mit dem Jugendamt. „Gerade in der Anfangszeit sind die Eltern sehr offen für Anregungen und Hilfen“, sagt Beate Lampenscherf.
Ein multiprofessionelles Team, in dem neun Fachkräfte unterschiedlicher Professionen wie Psychologinnen, Sozialpädagoginnen, Kinderkrankenschwestern und Familienhebammen tätig sind, unterstützt die Familien, damit ihre Kinder gesund aufwachsen und sich gut entwickeln können. „Die ersten drei Lebensjahre sind dafür von großer Bedeutung“, betont Sozialpädagogin Julia Rau. Sie ist für das 2007 gegründete Beratungsangebot „Startklar“ verantwortlich, das sich an alle Familien in Wuppertal richtet.
Betreuung von Geburt an
„Egal, ob wir auf Familien aus der Bildungsschicht, sozial benachteiligte oder geflüchtete Familien treffen: Alle möchten, dass es ihrem Kind gut geht“, betont Julia Rau „Doch durch Berichterstattungen in den sozialen Medien sind viele Eltern verunsichert. Sie wissen zum Beispiel nicht, wie sie ihr Kind richtig im Arm halten und es ernähren sollen.“ Das Team der „Frühen Hilfen“ möchte die Eltern unterstützen und das Vertrauen in die eigenen intuitiven Fähigkeiten wecken und stärken.
Bereits in der Geburtsklinik des Bethesda-Krankenhauses wird der Kontakt zu den Familien gesucht. Etwa 500 Frauen haben die Familienhebammen und Kinderkrankenschwestern des Teams im vergangenen Jahr auf der Station besucht und über „Startklar“ informiert. Auch in der Schwangerenberatung, die 2024 rund 350 Frauen aufgesucht haben, sowie über die Frauen- und Kinderärzte erfahren junge Eltern von dem Hilfsangebot.
Familien unterstützen, Kinder stärken
Rund 160 Familien wurden 2024 regelmäßig vom „Startklar“-Team betreut. Das reicht von Erziehungstipps am Telefon über Hausbesuche und die Begleitung zu Behörden und Kinderärzten bis hin zum Besuch der zwei Spielgruppen und Aktionen zu Ostern oder Weihnachten.
„Die Nachfrage in unserer Stadt ist groß und der Bedarf an Unterstützung hoch“, sagt Bärbel Hoffmann, Geschäftsführerin der Diakonie Wuppertal – Kinder, Jugend, Familie gGmbH. „Kinder sind unsere Zukunft. Leider ist das aus dem Blick geraten. Wenn wir Familien bei der Erziehung unterstützen, stärken wir sie und damit unsere Zukunft als Gesellschaft“, erklärt sie zum „Tag der Familien“ am 15. Mai. Sie appelliert an die Politik, Präventionsangebote wie die „Frühen Hilfen“ nicht nur besser zu finanzieren, sondern auch auszubauen.
Eltern unter Druck
Anders als früher stünden mehr Eltern unter großem Druck – nicht nur finanziell, sondern auch sozial, beobachtet Psychologin Beate Lampenscherf. „Die Ruhelosigkeit unserer Zeit, die von steter digitaler Präsenz und Konkurrenz geprägt ist, beeinflusst den Familienalltag und das Aufwachsen der Kinder“, sagt sie. „Dass wir jederzeit ansprechbar sind für Fragen und Probleme, hilft vielen Familien, ihren Alltag zu bewältigen und gelassener und sicherer in der Erziehung zu werden.“
Die fröhlichen Bilder im Büro der Psychologin erzählen davon. Aber auch Begegnungen mit Eltern und Kindern, die inzwischen jugendlich sind. „Ich denke dabei an eine Mutter aus Afrika, die zu uns in die Schwangerenberatung kam, weil sie unsicher war, ob sie sich ein drittes Kind leisten kann“, berichtet Beate Lampenscherf. „Sie hat das Kind bekommen, beruflich noch Fuß fassen können und ist stolz, dass heute alle Kinder studieren.“
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