Tiere mögen Greta, Paula, Flora und Olivia besonders gerne. Vor allem, wenn sie fliegen, betont die zehnjährige Olivia. Der Zoobesuch und der Leseclub mit dem Buch über das Rotkehlchen haben den vier Mädchen im Sommerferienprogramm der Stadtranderholung daher am besten gefallen. Aber auch der Kinonachmittag, das Stoptanzen, Basteln und Toben rund um die Wuppertaler Christuskirche gehören zu ihren Highlights.
Flora und Olivia nehmen bereits zum dritten Mal am Ferienangebot der Diakonie Wuppertal für Kinder zwischen sechs und 12 Jahren teil. Sie haben sich dort kennengelernt und sind gute Freundinnen geworden. „Zuerst war es komisch, so viele andere Kinder zu treffen, die man nicht kennt“, sagt die elfjährige Flora. „Aber jetzt macht es richtig Spaß und ist viel besser als in den Ferien zuhause zu sitzen.“
Ferienprogramm als Familienhilfe
Rund 40 Kinder nehmen jede Woche am Ferienprogramm teil. Insgesamt sechs Wochen bietet die Diakonie die sogenannte Stadtranderholung im Rahmen der vorbeugenden und ergänzenden Familienhilfe an. Hinzu kommen noch sieben Freizeiten, in denen jedes Jahr über 180 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 17 Jahren mit Mitarbeitenden der Diakonie in den Sommerferien verreisen.
Sozialarbeiter Carsten Martling organisiert das Ferienprogramm und die Freizeiten seit 25 Jahren und beobachtet einen steigenden Bedarf. „Die meisten Kinder haben berufstätige Eltern, die auf eine Ferienbetreuung angewiesen sind, aber es gibt auch viele Familien, die sich keinen Urlaub leisten können.“
Wenn Urlaub ein Traum bleibt
Laut Statistischem Bundesamt sind derzeit über 20 Prozent der Menschen in Deutschland nicht in der Lage, eine Woche Urlaub zu finanzieren, darunter vor allem alleinerziehende Eltern (38 Prozent) und Familien mit drei oder mehr Kindern (29 Prozent). Auch Kinder, die nicht bei ihren Eltern, sondern in Wohngruppen leben, kennen oft keinen Urlaub.
„Vor meiner Geburt war meine Mutter mal mit mir in Berlin“, erzählt der achtjährige Ahmad, der seit vier Jahren in einer Wuppertaler Wohngruppe lebt. „Hier ist es für mich so, wie ich mir Urlaub vorstelle: Wir haben viel Spaß und machen auch tolle Ausflüge.“
Sein Traum aber wäre es, mal nach Paris oder Portugal zu fliegen, „weil Cristiano Ronaldo daherkommt und der ist mein Lieblingsfußballer.“ Der zehnjährige Hakim hat zwar schon mit seiner Familie Urlaub in Frankreich und der Türkei gemacht, „aber die Flugtickets sind jetzt viel zu teuer“.
Für Kinder aller sozialen Schichten
Beide gehören zu den Familien, die für die Stadtranderholung nichts zahlen müssen. „Wir haben hier eine gute Mischung aus Kindern, deren Eltern finanzielle Unterstützung benötigen und solchen, deren Familien das Ferienprogramm bezahlen können“, sagt Carsten Martling. „In der Stadtranderholung kommen Mädchen und Jungen aus allen sozialen Schichten Wuppertals zusammen, die sich sonst kaum begegnen würden. Sie spielen hier miteinander, lernen voneinander und schließen Freundschaften.“
Neben Spaß und Bewegung stärke das Ferienprogramm Selbstvertrauen, Kreativität und den Teamgeist der Kinder, betont der Sozialarbeiter. Ihnen „gute und glückliche Ferien“ zu bieten, sei eine Investition in die Zukunft: „Ich habe schon Mädchen und Jungen erlebt, die aus wirklich schwierigen Familien kamen und jetzt als junge Erwachsene in der Stadtranderholung ehrenamtlich mitarbeiten, weil sie etwas von dem weitergeben möchten, was sie hier an Solidarität und Gemeinschaft erleben konnten.“
Fotos:
Text und Fotos
Sabine Damaschke/Rosalie Martling
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