Mit Herz, Haltung und Hoffnung – Diakonie-Geschäftsführerin Bärbel Hoffmann verabschiedet sich nach 43 Jahren in den Ruhestand

Ob Schulsozialarbeit, Erziehungshilfe oder unbegleitete minderjährige Geflüchtete: Bärbel Hoffmanns Herz schlägt für Kinder und Jugendliche. Und zwar für jene, die nicht in geordneten Verhältnissen aufwachsen. Jetzt geht die Geschäftsführerin der Diakonie Wuppertal – Kinder – Jugend – Familie in den Ruhestand.

Wir sagen Danke, liebe Frau Hoffmann!

Wenn Bärbel Hoffmann in Wuppertal unterwegs ist, begegnen ihr immer wieder erwachsene Menschen, die sich einfach noch mal vorstellen und Danke sagen wollen. Junge Frauen, die im evangelischen Kinderheim groß geworden sind und heute selbst Kinder haben. Männer, die alleine als Jugendliche nach Wuppertal geflüchtet sind und von ihr als Vormund begleitet wurden. 

„43 Jahre habe ich mich haupt- und ehrenamtlich in der Jugendhilfe der Diakonie Wuppertal engagiert. Da kommen viele, wunderbare Kontakte zusammen“, sagt die 66-jährige Geschäftsführerin der Diakonie Wuppertal – Kinder-Jugend-Familie GgmbH, die jetzt in den Ruhestand geht.

Kinder und Familien im Fokus

Mit nur 22 Jahren startete Bärbel Hoffmann als Sozialarbeiterin beim Diakonischen Werk Barmen, das 1982 aus insgesamt 57 Mitarbeitenden bestand. In der Bezirkssozialarbeit unterstützte sie Familien im Alltag, wenn es um die Erziehung der Kinder, Schullaufbahn, Behördengänge oder Schulden ging. 1994 wurden die sozialen Dienste der Diakonie neu geordnet und die Sozialarbeiterin übernahm stetig mehr Verantwortung.

So war sie am Aufbau der Schuldnerberatung, des evangelischen Betreuungsvereins und der Einrichtung der Schulsozialarbeit an Förderschulen beteiligt. „Für gutes Lernen ist eben auch eine gute Begleitung der Kinder und Jugendlichen in ihrem Alltag nötig“, betont sie.

Von der Schule ins Kinderheim

2004 übernahm die Diakonie die Verantwortung für das evangelische Kinderheim, in dem knapp 90 junge Menschen stationär und teilstationär untergebracht sind. Bärbel Hoffmann wechselte als Einrichtungsleiterin in die Betreuung von Kindern und Jugendlichen, die nicht in ihren Familien aufwachsen können. Eine Tätigkeit, die viel Geduld und einen langen Atem erfordert. „Es dauert oft lange, bis diese Kinder Vertrauen aufbauen können“, sagt sie. „Aber mich hat ihr starker Überlebenswille beeindruckt, und letztlich haben es viele auch geschafft, sich ein gutes Leben mit Job und Familie aufzubauen.“

Das gilt auch für die Kinder und Jugendlichen aus Eritrea, Nigeria, Afghanistan oder Syrien, die Bärbel Hoffmann nicht nur als Einrichtungsleitung des Kinderheims begleitet hat, das 2014 und 2015 zur Erstaufnahmestelle für unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Wuppertal wurde. Schon 1982 hatte sie damit begonnen, Vormundschaften für geflüchtete Kinder und Jugendliche zu übernehmen. 

Ehrenamtlicher Vormund für geflüchtete Kinder

Im bundesweit einmaligen Projekt „Do it“ der Diakonie Wuppertal engagierte sie sich direkt zum Start 2007 in der Ausbildung und Begleitung ehrenamtlicher Vormünder. Sie kannte die bürokratischen Hürden und emotionalen Herausforderungen schließlich selbst, wusste aber auch, welche Freude dieses verantwortungsvolle Ehrenamt machen konnte. „Es ist einfach schön zu sehen, wie Kinder, die so viel Not, Krieg und Flucht erlebt haben, sich mit einer guten Begleitung entwickeln und Teil dieser Gesellschaft werden können“, sagt sie.

Seit 2007 ist sie Geschäftsführerin der Diakonie Wuppertal Kinder-Jugend-Familie gGmbH und nun für alle Teilbereiche der Jugend- und Familienhilfe, der Katastrophenhilfe sowie der Gemeinwesenarbeit zuständig. Und dafür, dass die Diakonie wirtschaftlich gut aufgestellt ist und kostendeckend arbeiten kann. „Das ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden“, gibt Bärbel Hoffmann zu. „Bund, Land, Kommune und Kirche setzen Sparprogramme auf. Von allen Seiten wird es weniger, aber gleichzeitig steigen Personal- und Sachkosten.“

Kinder und Jugendliche nicht abhängen

Dass Kinder und Jugendliche in dieser Krisenzeit nicht abgehängt werden, ist für sie die größte Herausforderung. „Wir stellen uns als Gesellschaft ein Armutszeugnis aus, wenn wir ausgerechnet bei denjenigen sparen, die unsere Zukunft sind“, betont sie und fordert eine solide Finanzierung der Kinder- und Jugendarbeit. Die Kommunen seien an ihre Grenzen gebracht worden und sollten von Land und Bund besser ausgestattet werden, meint Bärbel Hoffmann. 

Stolz ist sie auf ihre Diakonie, die heute rund 2.000 Mitarbeitende hat, die „einen tollen Job machen und bei allen Herausforderungen dieser Krisenzeit ein freundliches Gesicht zeigen“. Und sie ist froh, in einer Stadt zu arbeiten, in der 160 Nationen weitgehend friedlich zusammenleben. „Was ich hier an Spenden- und Hilfsbereitschaft sowie an Engagement erleben durfte, war unglaublich“, betont sie. Daher ist für Bärbel Hoffmann klar, dass sie sich auch im Ruhestand sozial engagieren wird. „Aber lieber so, wie ich vor 43 Jahren in Wuppertal angefangen habe: Ganz nah bei den Menschen.“
 

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Fotos:

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Sabine Damaschke

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Diakonie Wuppertal

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Bärbel Hoffmann
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bhoffmann@diakonie-wuppertal.de