75.000 Euro für die Seenotrettung

„United4Rescue“: Die Diakonie RWL beendet die Spendenaktion. Das Rettungsschiff soll im April in See stechen.

Das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL) hat seine Anfang Januar gestartete Spendenaktion für die zivile Seenotrettung im Mittelmeer beendet.

Rund 35.000 Euro haben Spenderinnen und Spender unter dem Stichwort „Diakonie RWL Verdoppelung“ auf das Konto des Aktionsbündnisses „United4Rescue“ eingezahlt.

„Wir haben die Spenden verdoppelt und noch 5.000 Euro draufgelegt“, erklärt Vorstand Christian Heine-Göttelmann. „Danke an alle, die sich an unserer Aktion beteiligt und damit ein Zeichen der Humanität gesetzt haben. Sie tragen dazu bei, dass Menschenleben gerettet werden.“

Rettungsschiff sticht im April in See

Im vergangenen Jahr starben laut „United4Rescue“ mehr als 1.000 Flüchtlinge bei dem Versuch, aus Kriegs- und Krisengebieten nach Europa zu gelangen.

Daher hat das Aktionsbündnis, dem inzwischen fast 400 kirchliche, diakonische und gesellschaftliche Institutionen und Vereine sowie Firmen und Initiativen angehören, Spenden für ein ziviles Seenotrettungsschiff gesammelt. Die „Sea-Watch-4“ wird im April in See stechen.

Platz für 300 Flüchtlinge

Das Ende Januar ersteigerte ehemalige Forschungsschiff kann rund 300 Flüchtlinge aufnehmen. Es wird von der zivilen Seenotrettungsorganisation „Sea Watch“, dem Kooperationspartner des Bündnisses, betrieben.

„Das Schiff ist zwar gekauft, aber es werden noch Gelder für den Umbau, Decken, Rettungswesten und Lebensmittel benötigt“, erklärt Heine-Göttelmann. „Daher freut sich das Bündnis über die 75.000 Euro, die im Rahmen unserer Verdoppelungsaktion zusammengekommen sind.“

Keine europäische Seenotrettung

Diakonie RWL-Migrationsexpertin Susanna Thiel hatte Gelegenheit, die „Sea-Watch-4“ auf ihrer Jungfernfahrt von Kiel nach Rendsburg zu begleiten.

Der Rundgang über das Schiff und die Gespräche mit der Crew hätten ihr noch einmal deutlich gemacht, wie verzweifelt die flüchtenden Menschen sind, die diese gefährliche Reise antreten, sagt sie.

Das Bündnis "United4Rescue" wurde am 3. Dezember 2019 gegründet. Ihm gehören inzwischen fast 400 Institutionen, Vereine, Firmen und Initiativen an. Die Initiative für ein zusätzliches Rettungsschiff und für ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis ging von der Evangelischen Kirche aus. Das Bündnis fordert von der deutschen und europäischen Politik, Seenotrettung zu ermöglichen, die Kriminalisierung der Seenotrettung zu beenden, faire Asylverfahren zu gewährleisten und zu weiteren Aufnahmen bereite Kommunen dabei zu unterstützen, aktiv zu werden.

„Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie sie ertrinken.“ Nach wie vor gebe es keine staatliche oder europäische Seenotrettung. „So bleiben Organisationen der zivilen Seenotrettung die einzigen, die Menschen retten und sie in sichere Häfen bringen.“

Pflicht zur Seenotrettung

Dabei ist die Pflicht zur Seenotrettung völkerrechtlich verankert. Es sei Aufgabe der EU und ihrer Mitgliedsstaaten, Flüchtlinge an einen sicheren Hafen zu bringen und faire Asylverfahren zu ermöglichen, betont Vorstand Christian Heine-Göttelmann.

„Es ist ein Skandal, dass die Länder der EU sich nicht auf eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge einigen können.“ Gleichzeitig seien über 130 Städte und Kommunen bereit, zusätzliche Schutzsuchende aufzunehmen. „Sie sollten diese Möglichkeit, Schutz zu schenken, erhalten.“

Weitere Informationen zur „Sea-Watch-4“ gibt es auf der Website der Diakonie RWL

Foto und Text: Diakonie RWL