60 Jahre Brot für die Welt

Von der "Hungerhand" bis zu der Würdesäule: Eine Ausstellung in der Gemarker Kirche blickt anhand von 12 Plakaten zurück.

Die Ausstellung ist vom 3. Oktober bis zum 5. November in der in der Gemarker Kirche und im Cafe an der Zwinglistraße in Barmen zu sehen.

Über die Ausstellung heißt es im Gemeindebrief in Anlehnung an den Flyer zur Plakataktion":

Im Jahr 1959 – Wie alt waren Sie da? Schon geboren? Erinnern Sie sich an eines dieser Bilder?

Aufruf der Evangelischen Landes- und Freikirchen

Im Advent 1959 riefen die evangelischen Landes- und Freikirchen erstmals zu Spenden für notleidende Menschen in armen Ländern auf. Das Motto der Aktion: Brot für die Welt.

Viele Gemeinden, Menschen aus Ost- und Westdeutschland folgten dem Aufruf. 19 Millionen Mark gehen an Spenden ein. Das ermunterte dran zu bleiben. Aus der einmaligen Aktion von Brot für die Welt wird eine Aktion und sie wird dieses Jahr 60 Jahre alt.

"Hungerhand" ist das erste Motiv

Das zentrale Motiv der ersten Aktion ist die sogenannte „Hungerhand“. Grafiker Rudi Wagner zeigt den abgemagerten Arm eines hungernden Menschen, der verzweifelt nach Hilfe greift.

In meinem Gedächtnis ist das zweite Bild mit diesem einen Kind eingebrannt. Diese Bilder weckten Mitgefühl. Kritische Stimmen bemängelten bald, dass diese Art der Darstellung – leidend und passiv - die Menschenwürde verletze, und sie als passive Opfer von Hunger und Not darstelle.

Mitverantwortung kommt ins Spiel

Die Plakatmotive setzen in den folgenden 60 Jahren jeweils neue Akzente und brachten und bringen bis heute unsere Mitverantwortung ins Spiel. Den Frieden entwickeln! Hunger durch Überfluss?

Muss und darf sich Kirche solidarisch und auch kämpferisch zeigen? Und wie kann sie das? Diese Fragen werden aufgrund der weltweiten wirtschaftlichen Verflechtungen ab den 80er Jahren immer wichtiger. Wer profitiert vom Wachstum?

Den Armen Gerechtigkeit

Mit dem Slogan „Den Armen Gerechtigkeit“ verdeutlicht Brot für die Welt die Mitverantwortung der Industrieländer für Armut und soziale Ungerechtigkeit.

Sie entwickelt Projekte in Partnerschaft und Anwaltschaft für die benachteiligten Menschen. Die Projektpartner geben den Anstoß auch den Waffenhandel und die Rüstungsproduktion zu thematisieren.

Solidarisch und fair

Solidarisch und fair startet Brot für die Welt in den 1990er Jahren. 1992 gründet Brot für die Welt gemeinsam mit anderen

Organisationen die Initiative TransFair, die das Fairtrade- Siegel für fair gehandelte Produkte vergibt.

Da haben die Dritte-Welt-Läden schon in vielen Kirchengemeinden einen festen PlatzAus der „dritten Welt“ wird in den 2000er Jahre Eine Welt für alle und die Läden heißen Eine-Welt oder einfach Weltladen.

Alle Menschen sind betroffen

Nicht mehr Nord und Süd, sondern Eine Welt: Klimawandel, Kriege, Flucht oder der Raubbau an den natürlichen Ressourcen betreffen alle Menschen auf der Welt.

In der Bildsprache wird nach einem zeitgemäßen und angemessenen Ausdruck für partnerschaftliche und gleichberechtigte Beziehungen in der Einen Welt gesucht.

Christliche Nächstenliebe

Bei dem Plakat „Es ist genug für alle da“ symbolisieren Stäbchen, Messer, Gabel und Löffel das gleichberechtigte Miteinander aller Menschen. Das Besteck bildet ein Kreuz und steht für die christliche Nächstenliebe.

Brot für die Welt nimmt die Herausforderungen immer wieder zusammen mit anderen Hilfsorganisationen an. Die Kampagne gegen Kinderarbeit 1998 startet sie mit MISERIOR, terre des hommes und Unicef.

Zu wenig, um in Würde zu leben

Das Plakatmotiv „Weniger ist leer“ fasst in sehr reduzierter Form ein Kernanliegen von Brot für die Welt zusammen: Viele Menschen haben gerade genug, um zu überleben, doch nicht genug, um in Würde zu leben.

Die orangefarbene Schüssel mit dem weißen Reis erinnert an das orangefarbene O im Logo von Brot für die Welt.

Würde für den Menschen ist das Oberthema im sechsten Jahrzehnt von Brot für die Welt. Was muss passieren, damit auch arme und benachteiligte Menschen ein Leben in Würde führen können?

Bildung als Basis

Die hungernde Hand ist eine „Würdesäule“, geworden, die sich aus Büchern aufbaut. Ja, Bildung ist und bleibt das Rückgrat eines Lebens in Würde.

Neben Hilfe zur Selbsthilfe braucht es dafür staatliche Strukturen, die Menschenrechte schützen und Chancen auf bessere Lebensbedingungen eröffnen.

Den Frieden fördern

Es bleibt eine Herausforderung, Hunger und Armut weltweit zu überwinden, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, den Frieden zu fördern und den Weg in Richtung in einer zukunftsfähigen, weltverträglichen und fairen Wirtschafts- und Lebensweise

zu beschreiten.

Das „Verschwenden beenden“ blickt dabei auf unsere Lebensformen. Jeder und jede kann etwas verändern, wenn er und sie den Lebensstil verändern.

Dranbleiben am Brot für die Welt

Und wir als Kirche, als Gemeinschaft der Menschen, die sich vom Brot des Lebens erzählen und so manche Geschichten in unserem heiligen Buch haben, die uns Bilder vom Satt werden aller malen?

Schön, wenn viele Lust haben sich im Oktober die Ausstellung anzusehen und dranbleiben am Brot für die Welt, sich das Rückgrat stärken lassen und einfach Teil der „Würdesäule“ werden.

Text: in Anlehnung an den Flyer zur Plakataktion/ör-nd

Foto: Brot für die Welt